it ethik

Warum brauchen wir die IT Ethik?

In einer Welt mit KI, selbstfahrenden Autos und humanoider Robotik, wünscht man sich verständlicherweise ein Art Absicherung. Auch wenn wir von dieser Zukunft noch etwas entfernt sind, ist es heute schon sinnvoll über IT Ethik zu diskutieren. Schon heute wünschen sich viele Verbraucher bessere Regulierungen und ethisch-reflektierte Entscheidungen von Politik, Google, Facebook und Co. Zugeständnisse in Sachen Datensicherheit und Privatsphäre stehen auch heute schon an oberster Stelle. Es ist an der Zeit ethische Standards für die IT festzulegen und auszubauen.

Was ist Ethik? Was ist IT Ethik?

Ethik ist der Teil der Philosophie, der sich mit der Moral und Unterscheidung von “gut” und “böse” beschäftigt. Dies bezog sich stets auf das menschliche Handeln. Je nach ethischer Sichtweise kann eine Handlung als gut oder böse eingestuft werden. Beispiele für diese ethischen Sichtweisen sind Utilitarismus, Deontologie oder auch Tugendethik. Es ist für jeden Menschen sinnvoll sich damit auseinanderzusetzen. Sehr kompliziert wird es, wenn der Mensch als Handlungsträger ersetzt wird. KIs und Roboter können Entscheidungen selbst treffen und umsetzen. Das ist ein Segen und Fluch zugleich. Das Handeln der Maschinen muss gewissen Regeln unterliegen. Implementieren muss das der Softwareentwickler. Aber wer stellt diese Regeln auf? Wie können wir die Softwareentwickler unterstützen? Alles Fragen die noch vor der technologischen Singularität geklärt werden müssen. Die IT Ethik (auch Computer-, Digital-, KI- oder Roboterethik genannt) soll nun diese Probleme angehen.

Der Roboter ist schuld!

Natürlich kann man einer Maschine schlecht eine Schuld zuweisen. Die Maschine bleibt ein Werkzeug. Dafür ist der Mensch verantwortlich. Es liegt an den Menschen ethische Rahmenbedingen zu formulieren und den Maschinen zu diktieren. Diese Verantwortung muss wahrgenommen werden. Es ist nicht richtig, die Softwareentwickler mit dieser Aufgabe alleine zu lassen. Auch der kurze Verhaltenskodex von Google – “Don’t be evil” – ist nicht gerade ergiebig. Die Frage nach dem Guten und dem Bösen ist die Substanz der Ethik. Wir können nicht voraussetzen, dass klar ist, was “evil” ist. Ethik-Kommissionen, Beratungsgremien, Firmen und Gesetzgeber müssen sich zusammensetzen und klare Regeln und Richtlinien definieren. Diese dürfen weder zu unflexibel noch unklar formuliert sein. Sonderfälle und Dilemmata müssen bedacht werden. Es müssen optimierte Prozesse, Standards und Kodizes für die Softwareentwicklung etabliert werden. Die IT Ethik vollständig in die Wirtschaft zu etablieren wird zeit- und kostenaufwendig.

Besonders schwierig wird es, wenn KIs selbst “denken”, die eigene Software umschreiben, die Entscheidungen zu intransparent rechtfertigen oder Vorgaben falsch interpretieren. Deshalb benötigen wir die IT Ethik.

IT Ethik beim autonomen Fahren

Besonders relevant wird die IT Ethik beispielsweise auch in der Automobilindustrie. Elektromobilität, “mobility as a service” und autonomes Fahren sind die Schlagwörter der aktuellen Entwicklung der Branche. Theoretisch wird das autonome Fahren vieles erleichtern. Fahren wird angenehmer, effizienter und Unfälle werden reduziert. In dieser Zukunft gehören Unfälle, laut Dr. Elmar Degenhart (Vorstandsvorsitzender der Continental AG), in ein “Museum”. Komplett ohne Unfälle wird die fortschreitende Automatisierung jedoch nicht funktionieren. Deshalb stellt sich die Frage nach der Verantwortung und Haftung bei Unfällen. Der Fahrer gibt immer mehr Verantwortung an das Automobil ab. Für diese Szenarien muss sich die Industrie vorbereiten. Wer trägt die Schuld bei einem Unfall mit selbstfahrenden Autos? Der Hersteller oder der Fahrer vielleicht das Automobil selbst? Wer haftet für das Automobil?

Mit solchen Fragen beschäftigt sich nun eine Ethik Kommission des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Diese Kommission hat inzwischen ein Bericht mit 20 Thesen zum autonomen Fahren vorgelegt. Formuliert wurde beispielsweise, dass jedes Menschenleben gleich viel wert ist, Sachschaden vor Personenschaden geht und der Fahrer über die Weitergabe und Verwendung seiner Fahrzeugdaten entscheiden darf. Diese 20 Thesen sind die weltweit ersten Leitlinien zum automatisierten Fahren. Die Thesen bilden nun eine solide Diskussionsgrundlage. So weit so gut.

IT Ethik vs. IT Recht

Bei Diskussionen zur IT Ethik gibt es häufig Schnittstellen zum IT Recht. Die IT Ethik stellt die Frage der Moral. Analog zur “ganz normalen Ethik”. Beim IT Recht geht es um die konkrete Haftung. Das ist ein separates und spannendes Themenfeld für sich. Mit den Erkenntnissen der Ethik können wir das Recht formen. Meiner Meinung nach sind IT Ethik und Recht nur neue Ebenen der eigentlichen Sache. Ethik bleibt Ethik und Recht bleibt Recht. Wirtschaft, Gesellschaft und Politik müssen Ethik und Recht nur “digitalisieren”.

Fazit

Es ist von größter Wichtigkeit unsere ethischen Grundsätze auf die digitale Zeit zu übertragen. Den langfristig wird jeder wirtschaftliche Bereich davon betroffen sein. Tatsächlich geht es auch weit über die Wirtschaft hinaus. Schulen, öffentliche Einrichtungen und Ämter sowie Krankenhäuser sind ebenfalls davon betroffen. Es ist wichtig den ethischen Fortschritt schneller voranzutreiben als den technologischen. Ethische Richtlinien müssen stets vor der technischen Innovation im Gesetz eingearbeitet sein. Wenn uns das gelingt, liegt eine goldene Zukunft vor uns.

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